No Sleep By The Machine
Running Order Slot:
Tag: 17.02.2018
Bühne: EBM Floor
Biography
Electro und EBM aus Schweden ist mit ganz wenigen Ausnahmen immer stark inspiriert von mindestens einem Wegbereiter. Einige der besten Nachfolger von Skinny Puppy, Front 242 oder Nitzer Ebb haben wir wieder unseren Nachbarn aus Skandinavien zu verdanken. No Sleep By The Machine reihen sich würdig ein und stehen trotzdem immer mit einem Bein weiter vorn. Die Band rührt nur an diversen Wurzeln und treibt darauf mächtige eigenständige Gewächse aus. Ganz oben steht Sänger TB, der aus chronisch geschwollenem Hals brüllt. Darunter kommen Drums und oft metallisch klingende Percussions, dann erst elektronisches Beiwerk aus Sounds, Samples und Sequenzen, deren Spuren klar differenzierbar sind. Überhaupt ist NSBTM wohl weniger daran gelegen, schön zu sein. Bei ihnen ist alles ungeschliffen und direkt. Das Ergebnis ist mal straight und sehr club- oder livetauglich mal aber auch fern jeder Songstruktur und nur auf Rhythmus und Vocals konzentriert, womit sicher nicht jeder klarkommt. Die Band besitzt außerdem jede Menge Hirn. Deswegen nennen sie ihren Sound auch Electronic Brain Music, in Anlehnung an die kraftstrotzende Electronic Body Music früherer Tage. Der Geist schläft eben nie. Themen wie Klimawandel, Tierrechte und Missbräuche aller Art werden dabei kräftig ins Mikro gebrüllt. Wahrlich keine angenehmen Themen, aber auch keine tumb recyclete Mensch-Maschinen-Lyrik, die heutzutage in der x-ten Wiederholung eher für Fremdscham als Begeisterung sorgt. In ihrer endzeitlichen Grundstimmung keimt der Verdacht auf, dass die Nordeuropäer keine große Zuversicht mehr für die Menschheit hegen. So fungiert ihre Musik denn auch als leidenschaftlicher Appell an den Hörer: Spröde, aber komplexe Rhythmen treffen auf transparente Melodien. Die wabernde Klangkulisse besitzt jede Menge Kraft, bleibt aber zugleich angenehm reduziert, um den Texten – vorgetragen mit erfreulich geringem Verzerr-Effekt – jenen Raum zu geben, den sie benötigt. Es darf also mitgedacht werden bei den Liedern einer Gruppe, die nichts dem Zufall überlässt – selbst bei der Wahl ihres Bandnamen. No Sleep By The Machine ist also keine oberflächliche Neon-Cyber-Tanzkapelle, die überproduziertes Geböller abliefert, auf dass das Volk in den Diskotheken wie besinnungslos auf der Stelle zapple. Nicht nur die Tanzbeine, sondern auch die Hirnwindungen stehen somit unter Strom. Electronic Brain Music also als konkrete Kampfansage gegen den schalen Einheitsbrei in der dunklen elektronischen Ecke? Ob es die beiden Skandinavier schaffen werden, mit ihrer Performance die Menschen zu begeistern, steht in den Sternen. Liebhaber belgischer und kanadischer Elektro-Musik sollten sich diesen Gig auf keinen Fall entgehen lassen.
Discography
- 2010: Close
- 2012: Quadrilateral
- 2013: Spice